Das Selbstverständnis der Kulturbotschaft
Die KulturBotschaft reiht sich in eine Linie anhaltischer Aufklärungstradition in ein Spannungsfeld zwischen Giordano Bruno und den verschiedenen Weltanschauungen der Reformatoren ein (genannt seien exemplarisch Thomas Müntzer, Andreas Bodenstein aka Karlstadt und Philipp Melanchthon). Als später Vertreter sei auch Moses Mendelssohn (* 6. September 1729 in Dessau; † 4. Januar 1786 in Berlin) erwähnt. Dieser war ein deutscher Philosoph der Aufklärung und gilt als Wegbereiter der Haskala (auch "jüdische Aufklärung" bezeichnet). Mendelssohn diente Lessing als Inspiration für die Figur des "Nathan der Weise". Ferner beeinflussen moderne und zeitgenössische Perspektiven das Selbstverständnis und die Philosophie der Kulturbotschaft (besonders Jürgen Habermas und Michel Foucault und deren Arbeitstechniken im Sinne einer Diskurstheorie).
Die KulturBotschaft versteht sich als ein Forum für den Austausch von Gedanken, Überzeugungen, Grundsätzen sowie grundsätzlichen Zweifeln. Wir glauben trotz Finanzkrise, Krieg, politischer sowie sozialer Schwierigkeiten auf vielen Ebenen an den Europäischen Gedanken. Darüber hinaus betrachten wir uns als ständige Vertretung und Kooperationspartnerin der kulturellen Szenen aus allen Ecken der Welt.
Die KulturBotschaft ist Work-in-Progress und Spielwiese für Sinnsuchende. Gläubige aller Art sind hier genauso willkommen wie Heiden, Ketzer und Hexen. Die KulturBotschaft soll einen geschützten Raum bieten (vergleichbar einer diplomatischen Botschaft) in dem Geschlechter- und Kulturkämpfe exemplarisch ausgefochten werden dürfen.
Kultur: der Versuch einer Arbeitsdefinition
Der klassische Begriff von "Kultur" reproduziert das Narrativ eines konzeptionellen, holistischen Kulturverständnis. Selbst innerhalb kleinster Gruppierungen wird allerdings dieses universelle Verständnis von Kultur bereits widerlegt. Vor dem Hintergrund intrakultureller Variation bis Individualismus stellt sich diese Betrachtungsweise als problematisch heraus. In der Praxis kann Kultur als ständig anhaltender Aushandlungsprozess zwischen allen AkteurInnen betrachtet werden. Kultur ist dynamisch und zeichnet keine klaren Grenzen. Wie wir Kultur wahrnehmen hängt maßgeblich mit unserem Erlernten zusammen (vgl. "Habitus" bei Pierre Bourdieu).
Warum "Dialog der Weltanschauungen"?
Die Frage nach einem Dialog drängt auch immer die Frage nach der Perspektive und des eigenen Standpunkts auf, z.B.: wie egozentrisch, nationalistisch, rassistisch, sexistisch bin ich? Wo stehe ich und wie sehr empfinde ich mich selbst als Mittelpunkt des Universums? Wie sehr verlange ich danach, anderen meinen Standpunkt aufzudrängen bzw. den dadurch „eingefärbten“ Dialog als den einzig wahren vorauszusetzen und denjenigen/diejenige der/die sich daran nicht beteiligen will oder kann als so fremd wahrzunehmen, dass er/sie keine/n Freund/in mehr sein kann und dadurch der Weg zur Feindschaft geebnet wird. und hier setzt ein Dialog um Fragen der "Toleranz". Wie dialogfähig sind meine Begrifflichkeiten? Eines der Ziele der KulturBotschaft ist es, diese Dialogfähigkeit zu fördern und zu reformieren und Selbstreflektion und kritisches Denken anzuregen.
Der Dialog versucht dabei einen Teil des Diskurses abzubilden, jene Gesamtheit der Meinungen, Theorien, Denksystemen (=Weltanschauungen) zu Themen, Phänomenen oder Dingen (=Welt), die unsere Handlungsweisen (bewusst oder unbewusst) beeinflussen. Entscheidend ist dabei jedoch die Abgrenzungen zum Begriff der Ideologie. Diese hat zwei grundsätzlich verschiedene Bedeutungen:[1] Als wertfreier Begriff ist Ideologie „die allen politischen Bewegungen, Interessengruppen, Parteien, aber auch Konzepten immanente“ Summe der jeweiligen Zielvorstellungen (siehe Politische Ideologie). Der - insbesondere von Karl Marx geprägte - Ideologiebegriff betrachtet Ideologie als „Gebäude, das zur Verschleierung und damit zur Rechtfertigung der eigentlichen Machtverhältnisse dient“; Marx spricht auch von „Überbau“. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Ideologie ein System von Ideen, Vorstellungen, Werturteilen und Begriffen und kann als Synonym für „Weltanschauung“ Verwendung finden.
„Weltanschauung“
Im deutschen Grundgesetz wird die Weltanschauung als Gegenstück zur Religion angesehen, beide sind gleich zu behandeln:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. (..) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“
Der Begriff der Weltanschauung hat seinen Ursprung bei Kant, in der Romantik wird er durch die Philosophen Schelling und Novalis populär. Als Germanismus geht er in viele andere Sprachen ein. Durch die nationalsozialistische Verwendung als Gegenbegriff zur Ideologie wird er für den wissenschaftlichen Sprachgebrauch nachhaltig diskreditiert. Heute taucht die „Weltanschauung“ in Diskussionen über die Suche nach Spiritualität und postmoderne Beliebigkeit auf, wenn es um das Bedürfnis einer sinnvollen Lebensgestaltung geht. Die KulturBotschaft möchte dem Begriff auf die Spur kommen und im Sinne des Grundgesetzes verstanden wissen.
"Alles ist erlaubt, nur Propaganda ist verboten."
Toleranz statt Firlefanz!
Immer auf säkularem Boden stehend, war ein Schwerpunkt der KulturBotschaft der Versuch der Anregung eines ökumenischen Dialogs, Versuch der Kommunikation einer „innerchristlichen“ Annäherung.
Dabei tritt sie nicht als Gegenspielerin, sondern als Ergänzung auf.
Das große Reformationsjubiläum sollte nicht ohne den Papst - aber auch nicht ohne Vertreter anderer Weltreligionen über die Bühne gehen.
Der Papst wurde von uns eingeladen, selbst aber bei den Katholiken vor Ort und bei der "Reformationsbotschafterin" Margot Kässmann gab es da allergrößte Zurückhaltung, "Von mir aus soll er halt kommen" meinte letztere ...
Geschichte darf nicht konserviert werden, sondern muss immer im Kontext aktueller Entwicklungen neu betrachtet, vermittelt, diskutiert und gelebt werden. Das von der evangelischen Kirche für 2013 proklamierte Jahresthema „Reformation und Toleranz“ forderte einen christlich-islamisch-jüdisch-atheistisch-und-andersgläubigen Dialog geradezu heraus.
Darüber hinaus sieht sich die KulturBotschaft als eine Vertretung (multi-)kultureller Werte, künstlerischer, kultursoziologischer und geisteswissenschaftlicher Perspektiven auch abseits der offiziellen Festivitäten wie seinerzeit "Luther 2017"